Lüdenscheider Start-up Wachstumschampion 2018
Mit einem Umsatzzuwachs von 151% im Durchschnitt der letzten drei Jahre belegt Screwerk den ersten Platz im Ranking der schnellst wachsenden Handels- und E-Commerce-Unternehmen Deutschlands. Veröffentlicht wurde die Rangliste von Focus Business in seiner aktuellen Sonderausgabe „Wachstumschampions 2018“.
Im Vergleich mit Unternehmen aller Branchen belegt das Unternehmen bundesweit den 21. Platz im Wachstumsranking. Das Geschäftsmodell des Start-ups: Schrauben auch in geringer Menge weltweit verfügbar zu machen. Über 2 Millionen Umsatz erzielte das Unternehmen damit im Jahre 2016. Das soeben beendete Geschäftsjahr brachte eine Verdoppelung.
Eine alte Fabrikhalle, Behälter mit rund 9.900 verschiedenen Varianten von Schrauben, an der Decke Widescreens, über die der weltweite Versand von bis zu 70 Paketen am Tag organisiert wird. Dazu ratternde Maschinen unter weiteren Bildschirmen, in denen Drähte durch Kaltumformung zu Bolzen gewalzt werden und ein sanftes Klimpern, das zu vernehmen ist, wenn die filigranen Schrauben in ihren Sammelbehältern landen. Vor allem aber viel Unsichtbares: Eine Software im Hintergrund, die nahezu jeden Prozessschritt im Unternehmen lückenlos steuert und automatisiert. Das ist der Stoff, aus dem die größte Wachstumsstory gemacht ist, die der deutsche E-Commerce-Sektor derzeit zu bieten hat.
Angefangen hat alles mit einer verblüffenden Erkenntnis, nämlich der, dass Schrauben bares Geld sind – vor allem dann, wenn man ihre Verfügbarkeit garantieren kann und wenn man sie auch in kleinen Mengen schnell auf den Weg zu ihren Kunden bringen kann.
Eine Tatsache, der sich Heiko Schlabach, einer der beiden Firmengründer, bewusst war: „Ich habe hier in Lüdenscheid in der Schraubenindustrie gearbeitet und erlebt, dass Anfragen nicht bedient werden konnten, weil die Bestellmengen zu klein waren und der Verkauf damit für einen klassischen Schraubenproduzenten unwirtschaftlich. Auch der Industriekunde will seine Lagervorräte aber so klein wie möglich halten und die von ihm benötigten Schrauben möglichst bedarfsgerecht und zeitnah bestellen. Irgendwann wurde mir klar, dass in dem, was in der Sprache der Industrielogistiker gerne als C-Teile abgetan wird, ein echtes Marktpotential schlummert.“
Zusammen mit seinem früheren Schulfreund Alexander Hoffmann, der seine internationale Erfahrung und sein Vertriebs-Know-How einbrachte, analysierte er den Markt: „Nach kurzem intensiven Überlegen kamen wir zu dem Schluss, auf genau diesen Markt zu setzen.“
Das war im Jahre 2013. Heute lagern fast 207 Millionen Schrauben in den Räumen des dynamischen Start-ups. Ein Business, wie es kleinteiliger nicht sein könnte. Wie ist es da möglich, unter so vielen Schrauben schnellstmöglich die richtige zu finden und diese in kürzestmöglicher Zeit zu verpacken und zuverlässig auf den Weg zu einer weltweiten Kundschaft zu bringen?
Die Antwort liegt in der durchgängigen Digitalisierung des Unternehmens. Ein Herzstück dabei ist eine graphenbasierte Datenbank namens GRAPH. In ihr werden sämtliche Unternehmensprozesse abgebildet. Einzigartig an dieser Software ist, dass sie ein durchgängiges System frei von Schnittstellen schafft, das ausschließlich auf Open-Source-Produkten aufbaut. Diese innovative Software bietet gegenüber üblicher Lizenzsoftware mehr Flexibilität, wenn es um das schnelle und flexible Skalieren von Prozessen geht. Ein wichtiger Vorteil, wenn Unternehmen dynamisch und agil wachsen. Entwickelt wurde das System von der Schwestergesellschaft GRAPH-IT. Ihr großes unternehmerisches Ziel ist eine E-Commerce-Systemlösung, die sich auf andere vergleichbar komplexe und kleinteilige Geschäftsmodelle wie das von Screwerk übertragen lässt.
Um die Funktionsfähigkeit der Software zu testen, hat das Unternehmen mit einer Kategorie, den Schrauben für Kunststoffe begonnen. Im nächsten Schritt liegt der Fokus auf den in der Industrie häufig verwendeten metrischen Schrauben. Da die Beschaffung eines variantenreichen Sortimentes dieser Schrauben schwierig war, ist Screwerk dazu übergegangen, sie selbst herzustellen. Ziel ist dabei, niedrigere Losgrößen zu deutlich geringeren Kosten zu produzieren. So ist das Unternehmen also gerade dabei, einen weiteren Entwicklungsschritt zu machen: Den vom reinen Online-Händler für Kunststoffschrauben zum Schraubenproduzenten.
Dabei liefert und denkt Screwerk weltweit: Das Online-Portal gibt es inzwischen in 17 Sprachen, darunter Chinesisch, Japanisch und Russisch. In der USA gibt es eine eigene Niederlassung, weitere sind geplant. In der Tat gehört die kleine Hinterhofwerkstatt in Mumbay ebenso zu den Kunden von Screwerk wie die Einkäufer der großen Industrieunternehmen hierzulande. Über drei Viertel des Geschäftsvolumens erzielt die E-Commerce-Plattform für Schrauben außerhalb Deutschlands. Die Strategie des Unternehmens ist es, die Internationalisierung weiter voranzutreiben.
Nachdem Screwerk im letzten Jahr 4 Millionen Euro in den Standort Lüdenscheid investiert hat, sind die Weichen für eine weitere dynamische Entwicklung gestellt. Alexander Hoffmann sieht eine große Herausforderung: „Mitarbeiter zu finden – und zwar die Besten. Diejenigen, die sich für unsere Vision begeistern können und mit uns wachsen wollen. Als Kind unserer Region wollen wir die Chancen der Digitalisierung mit der Kompetenz in der Kaltumformung zusammenbringen, die in Lüdenscheid lange Tradition hat, um mit Screwerk einen globalen Champion im Schraubenhandel zu etablieren. Wir haben uns der Digitalisierung des Unternehmens verschrieben. Das heißt: Hardware und Software verschmelzen zu einem hochautomatisierten System. Daraus ergeben sich neue Job-Profile und neue Chancen, etwa für Mechatroniker, Elektroniker oder auch Kaltumformer.“
Screwerk ist die führende B2B-Online-Platfform für Schrauben. Das 2013 gegründete Start-up mit Sitz im südwestfälischen Lüdenscheid ist der Spezialist für die weltweite Verfügbarkeit von derzeit rund 10.000 Schraubenvarianten. Die Schwestergesellschaft GRAPH-IT entwickelt innovative IT-Systemlösungen, die es ermöglichen, Prozesse im Unternehmen durchgängig zu automatisieren und so komplexe Sortimente wirtschaftlich zu vertreiben.
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